Den Oberstdorfer Kreuzweg gehen

Gerade in der Fastenzeit und dann vor allem in der Karwoche ist es eine alte Tradition, den Kreuzweg Jesu mitzugehen. In Oberstdorf gibt es einen ganz besonderen Kreuzweg, der von der Pfarrkirche im Zentrum hinaus zu den Lorettokapellen führt. Das Besondere an diesem Kreuzweg ist, dass er nur 11 Stationen hat und diese Stationen zum Teil andere Schwerpunkte und Titel haben. Es lohnt sich, den Kreuzweg bewusst zu gehen und auf sich wirken zu lassen.  

Wenn Sie den Kreuzweg in der Karwoche gehen, können Sie als Ziel die Josefkapelle wählen und dort das Heilige Grab besuchen. 

Die Kreuzweg-Stationen beginnen am Megever Platz, direkt zwischen Pfarrkirche und Oberstdorfhaus und führen über die Prinzen- und Lorettostraße zu den Lorettokapellen. Sie können den Kreuzweg auch hier online in Gedanken gehen, die Bilder betrachten und mit den Impulsen ins Nachdenken kommen. Lassen Sie sich von den Bildern hier auf der Website inspirieren oder folgen Sie für weitere Anregungen dem Link zur Homepage der Pfarreiengemeinschaft Oberstdorf: Den Oberstdorfer Kreuzweg gehen

 

Die Station am Megever Platz “Dein Schwert wird meine Seele durchbohren” stellt den Abschied Jesu von Maria dar. Jesus muss seinen Kreuzweg gehen und sich dabei von seiner Mutter Maria verabschieden. Diese Station ist dem Kreuzweg vorausgestellt. Sie ist in diesem Fall die erste Station und weist schon auf das Ende hin, wenn Maria unter dem Kreuz steht und ihren Sohn zu Grabe tragen muss. 

Wie geht es mir mit dem Abschiednehmen? Wo habe ich Trauer in meinem Leben erfahren, durchlebt und durchlitten? 

Wo tut es auch gut, Dinge loszulassen, um offen für Neues zu sein?

“Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe”, so ist die 2. Station des Kreuzwegs überschrieben. Dargestellt ist die Szene im Garten Gethsemane, wo Jesus betet. Er fleht seinen Vater an: “Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst.” (Mk 14,36) Jesus wünscht sich, dass dieser Kelch an ihm vorübergeht. So hören wir es in der Passion.  Jesus weiß aber auch, dass er sich dem stellen muss, was kommt. Er bleibt im Vertrauen auf Gott und geht seinen Weg mit ihm. 

Wie gehe ich mit Situationen um, die ich nicht ändern kann? Welche Gefühle löst es in mir aus, wenn ich weiß, dass ich durch eine schwere Zeit gehen muss? Wo finde ich Halt?

Die 3. Station lautet: “Zum schimpflichen Tod wollen wir ihn verdammen”. Jesus wird zum Tod verurteilt - ungerecht zum Tod verurteilt. Er wird der Gotteslästerung beschuldigt. Weil die Machthaber sich von ihm bedroht fühlten, musste Jesus sterben.

Wie gehe ich damit um, wenn ich ungerecht behandelt werde? Stehe ich für andere ein, wenn sie ungerecht behandelt werden? 

“Ich finde keine Schuld an ihm” - so lautet die 4. Station. Pilatus wäscht sich die Hände in Unschuld. Obwohl er keinen Grund findet, Jesus zu verurteilen, beugt er sich der Mehrheit und verurteilt Jesus zum Tod. Gleichzeitig macht Pilatus aber deutlich, dass er alleine anders entschieden hätte.

Fällt es mir leicht oder schwer, meine Meinung zu vertreten, wenn ich damit alleine dastehe? Unterstütze ich andere, wenn ich der gleichen Meinung bin oder schließe ich mich lieber der Mehrheit an?

“Meinen Leib gab ich den Schlagenden hin”, so ist die 5. Station überschrieben. Dieser Vers aus dem Buch Jesaja verdeutlicht die Schmerzen und die Peinigung, die Jesus erdulden musste. Dieser Satz drückt aus, dass Jesus sein schweres Schicksal angenommen hat und alles im Vertrauen auf seinen Vater erträgt. 

Wie geht es Ihnen mit dieser Szene? Wo habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich ausgeliefert bin?

Die 6. Station lautet “Groß wie das Meer ist dein Elend”. Dieser Vers stammt aus dem Buch der Klagelieder und drückt das große Elend Jesu aus. Die Situation ist ausweglos. Zu allem Überfluss wird Jesus auch noch von den Soldaten verspottet. Wie demütigend muss das für Jesus gewesen sein. 

Wie geht es mir, wenn sich andere auf meine Kosten lustig über mich machen? Lasse ich mich leicht von anderen mitreißen und bin dann auch ungerecht, anderen gegenüber?

“Ich suchte und da war niemand, der half”, lautet die 7. Station auf dem Kreuzweg. Jesus fällt unter der schweren Last des Kreuzes. Alleine muss er es den ganzen Weg tragen. Er könnte Hilfe brauchen, aber es ist niemand in Sicht. Jesus fühlt sich allein gelassen.

Musste ich auch schon einmal erfahren, dass ich Hilfe gebraucht hätte, aber niemand geholfen hat? Wo bin ich für andere da und lasse sie nicht im Stich?

Die 8. Station stellt die Kreuzigung Jesu dar. Überschrieben ist sie mit “Er wird geopfert, weil er es selbst gewollt.” So grausam der Tod Jesu auch ist, zeigt Jesus, dass er diesen Weg und seinen Tod bewusst auf sich genommen hat, um uns zu erlösen.

Habe ich mich auch schon mal für andere geopfert und so zum Gemeinwohl beigetragen? Kenne ich Menschen, die sich für andere aufopfern?

“Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden”. Mit diesem Vers aus dem ersten Johannesbrief ist die 9. Station überschrieben. Jesus stirbt am Kreuz. Unter dem Kreuz stehen nur noch seine Mutter Maria, Maria aus Magdala und sein Lieblingsjünger Johannes. Diese drei bleiben bis zu seinem Tod bei ihm.

Habe ich auch schon geliebte Menschen beim Sterben begleitet?

An der 10. Station ist dargestellt, wie Jesus vom Kreuz abgenommen worden ist und im Schoß seiner Mutter liegt. Der Text dazu lautet: “Sehet ob ein Schmerz gleich ist meinem Schmerz”. Wie schlimm muss es für Maria gewesen sein, ihren Soh zu Frabe zu tragen. Denken wir an alle Eltern, die um ein Kind trauern?

Was hilft mir in meiner Trauer? Gibt es Menschen, die mich in der Trauer unterstützen?

“Du wirst deinen Heiligen nicht zu sehen geben die Verwesung”, so lautet die 11. Station. Jesus wird zu Grabe getragen. Im Glauben an die Auferstehung leben wir in der Hoffnung auf das ewige Leben. 

Wo erlebe ich Auferstehung in meinem Leben? Wo blüht etwas Neues auf, nachdem ich Altes losgelassen habe?

Jesus liegt im Grab -so wird es in der Josefskapelle in der Karwoche dargestellt. Das Heilige Grab aus dem Jahr 1880 wird jedes Jahr in der Karwoche aufgebaut und ist bis zum weißen Sonntag in der Josefskapelle zu sehen. 

Die wechselnden Darstellungen vom im Grab liegenden Jesus hin zum Auferstandenen verdeutlichen unseren Glauben an das ewige Leben.

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